In der anschließenden Gesprächsrunde berichteten Engagierte und Aktivist_innen mit Fluchterfahrung über die aktuelle Situation junger Geflüchteter in Berlin. „Das, was in dem Vortrag erläutert wurde, ist seit vielen Jahren so. Und es ändert sich einfach nichts“, sagte Mohammed Jouni, aktiv bei Jugendliche ohne Grenzen, einem bundesweiten Zusammenschluss jugendlicher Geflüchteter. Reza Hossaini vom Verein Camp One und Rabee Butros, seit drei Jahren beim CVJM aktiv und Mitautor des Buchs „Hässlich Willkommen“ waren dabei ähnlicher Meinung und berichteten von eigenen Erfahrungen.
Die Arbeit mit jungen Geflüchteten intensivieren
Bei „vom FÜR zum MIT“ haben vier Jugendverbände über zwei Jahre neue Konzepte und Formate erarbeitet und erprobt, die junge Engagierte mit und ohne Fluchterfahrung nachhaltig zusammenbringen. Die Referent_innen aus den Verbänden berichteten in der anschließenden Podiumsrunde aus der Projektpraxis und ihre Ansätze und Gemeinsamkeiten, die sie immer wieder entdecken konnten. Alle konnten ihre Arbeit mit jungen Geflüchteten intensivieren und neue Impulse in den eigenen Strukturen setzen.
Nachdem die Besucher_innen des Fachtags in vier unterschiedlichen Themenforen existenzielle Fragen junger Geflüchteter, Zusammenarbeit mit Selbstorganisationen und diskriminierungssensible Bildungs- und Jugendverbandsarbeit diskutierten, schloss die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion. Dabei ging es um aktuelle Herausforderungen junger Geflüchteter und wie Jugendarbeit ihnen begegnen kann.
Freizeit und Spaß werden von Existenzangst verdrängt
Das Gespräch spiegelte die Erfahrungen aus den Jugendverbänden klar wider: Junge Geflüchtete befinden sich in äußerst prekären Lebenssituationen. Viele haben Angst vor der Zukunft, leiden unter Depressionen und sind weiterhin ständigen Frustrationen ausgesetzt. Bettina Jarasch, integrationspolitische Sprecherin der Berliner Grünen betonte die Wichtigkeit der Angebote aus Jugendverbänden.
Marie-Abla Dikpor aus dem Landesjugendring-Vorstand und Mohammed Jouni von Jugendliche ohne Grenzen machten in der Diskussion insbesondere deutlich, dass Freizeit, Spaß und Räume, die sich junge Geflüchtete selbst erschlossen haben, zu oft in den Hintergrund rücken. Grund sind die existenziellen Fragen und Probleme, denen sie, auch und gerade im Jahr 2019, gegenüberstehen.
Im November 2019 erscheint die Projekt-Dokumentation als Broschüre.